Wenn Arbeit und Freizeit verschwimmen

Logo
April 24, 2018, Neue Osnabrücker Zeitung

(Includes statement from Hilmar Schneider)
 

[. . .]

Dass Arbeit und Privatleben ineinandergreifen, ist kein neues Phänomen. Für den Geschäftsmann war seine Firma immer ein Teil des Privaten, der Handwerker hatte seine Werkstatt früher im Haus, auch für den Landwirt gibt es keine klare Trennung. "Für diesen Kreis der Erwerbstätigen war das Verschwimmen der Grenzen von Arbeit und Privatem normal. Doch dieser Kreis schrumpft. Die Selbstständigenquote ist in den vergangenen Jahren durchaus markant gesunken", sagt Hilmar Schneider, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Institute of Labour Economics (IZA). Gleichzeitig gewinne ein anderer Trend an Bedeutung: "Seit den 80er-Jahren beobachten wir das Phänomen des ,Arbeitskraftsunternehmers‘", so Schneider. Der Begriff beschreibt eine Veränderung in der Rolle des Arbeitnehmers, der sich in einem Angestelltenverhältnis vom Aufgabenprofil her einem Selbstständigen nähert. Die Digitalisierung leistet zudem ihren Beitrag dazu, dass die Entgrenzung von Arbeits- und Berufsleben als stärker wahrgenommen wird als früher, sagen sowohl Stettes als auch Schneider. "Die Digitalisierung schürt Ängste. Die Politik versucht, mit einer Änderung des Arbeitszeitgesetzes gegenzusteuern, sie stochert aber im Nebel", so Schneider. Ein Grund ist für den Experten die Definition von Arbeitszeit. "Wir operieren mit einem Rechtsbegriff, der auf das, was die Menschen heute faktisch tun, nicht mehr passt." Unter diesen Voraussetzungen ein Arbeitszeitgesetz zu formulieren sei von vornherein zum Scheitern verurteilt. Stattdessen sind für Schneider andere Maßnahmen zielführender, um Arbeitnehmer vor Überforderung und Überarbeitung zu schützen. Dazu zählt ein Gesundheitsbeauftragter im Unternehmen.

[. . .]


Reprinted with permission.

Back