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Derzeit sei das Verhältnis zwischen Ausbildung
und Arbeit fünf zu 95 Prozent. Es
müsse aber gewandelt werden, hin zu
40:60. Vor allem für den mittleren Dienst
müsse viel mehr in Fortbildungen investiert
werden, ergänzt Destatis-Präsident Thiel.
Dieser stelle rund 50 Prozent des gesamten
Personals. Denn jeder Mitarbeiter habe den
Anspruch auf eine wertschätzende Tätigkeit
- jeden Tag. "Für einen solch hohen Anteil
an Aus- und Weiterbildung haben wir weder
die Schulungskapazitäten noch die notwendige
Infrastruktur und auch nicht die Finanzierungsstrukturen",
mahnt Bürk aus Baden-
Württemberg. Zum Glück würden die
Kapazitäten jedoch nicht von jetzt auf
gleich gebraucht. Auch die Weiterbildung
werde sich ändern, ist sich Thiel sicher.
Youtube-Videos seien nur der Anfang. Vor
allem Zusatz-Studiengängen prophezeit er
einen enormen Zuwachs. "Die Mitarbeiter
haben vor allem Angst um ihre Jobs und
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die Perspektiven", berichtet Frank Dethlefsen,
Personalrat der Stadt Köln. "Bleibt
mein Arbeitsplatz erhalten,?" sei eine der
am häufigsten gestellten Fragen. Aber
Angst sei ein schlechter Ratgeber.
"Die Arbeit wird uns nicht ausgehen", entgegnet
Prof. Dr. Hilmar Schneider, Vorsitzender
der Geschäftsführung des Forschungsinstituts
zur Zukunft der Arbeit.
Die viel ziterte Studie zur Zukunft der Arbeit
von Carl Benedikt Frey und Michael
A. Osborne prognostiziere einen Rückgang
der Arbeitsplätze um 50 Prozent. Sie basiere
auf der Erwerbstätigenzahl der USA
aus dem Jahre 2010: 138 Mio. 2018 sei die
Zahl auf über 150 Mio. gestiegen, also entgegen
der Prognose. Allerdings sei in diesen
Zahlen kein Wechsel der Jobs zu sehen,
so Schneider. Der Mensch werde immer Tätigkeiten
ausüben, die durch Interaktion
oder Kreativität gekennzeichnet seien.
Allerdings seien Personalräte und Arbeitgeber
gefordert, neue Schutzmechanismen
zu entwickeln, so Dethlefsen. Ein erster
Schritt müsse sein, Aus- und Weiterbildung
als festen Bestandteil der Tätigkeitsmerkmale
aufzunehmen. "Auch muss Weiterbildung
innerhalb der Arbeitszeit erfolgen und
nicht im Work-LifeBlending."
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