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Dabei geht es bei der Digitalisierung nicht
nur um Breitbandausbau, schnelles Mobilfunknetz
und bessere Finanzierungsmöglichkeiten
für Firmengründer. Die Internet-
Economy revolutioniert auch die Arbeitswelt
und braucht daher ein anderes Sozialsystem.
Schon heute ist absehbar, dass Arbeitnehmer-
Errungenschaften wie unbefristete
Arbeitsverhältnisse, Kündigungsschutz,
Urlaubsgeld und stabile Löhne bei vielen
der Vergangenheit angehören werden. Stattdessen
müssten wir uns auf "individuell zugeschnittene
Werks- oder Zeitarbeitsverträge,
Solo-Selbstständigkeit und multiple
Jobs" einrichten, glaubt der Wirtschaftswissenschaftler
Werner Eichhorst. Im Klartext:
Gearbeitet wird an konkreten Projekten,
in einem vorgegeben Zeitrahmen, mit
wechselnden Arbeitgebern und verschiedenen
Beschäftigten. Die jahrzehntelange Anstellung
bei einer Firma - in Deutschland
ein bisher gern gelebter Arbeitnehmertraum
- wird zum Auslaufmodell.
Stattdessen werden Beschäftigte künftig immer
häufiger als Selbstständige ihre Arbeit
anbieten: entweder bei Firmen, die sie für
Projekte für einen bestimmten Zeitraum anheuern
- oder direkt bei Kunden. Die größte
Plattform für solche Werkverträge ist Upwork
aus San Francisco. 250 Mitarbeiter
vermitteln weltweit Millionen Freiberufler,
18000 davon aus Deutschland. Auf den virtuellen
Jobbörsen konkurrieren Freelancer
aus Hochlohnländern wie Deutschland mit
Billiganbietern aus Asien. Mindestlohnvorschriften
gibt es nicht. Den Preis bestimmen
Angebot und Nachfrage.
Das Sozialsystem 2.0 wird einer Bürgerversicherung
gleichen
Eine völlig neue Herausforderung für das
Sozialsystem. "Die bisherige Praxis - Arbeitgeber
und Arbeitnehmer zahlen zur
Hälfte die Sozialbeiträge - wird immer seltener
funktionieren", erkennt Hilmar
Schneider, Chef des Instituts zur Zukunft
der Arbeit (IZA), in Bonn. Seine Forderung:
"Unser Sozialsystem muss auf eine
neue Grundlage gestellt werden."
Schneider schlägt vor, ein "Sozialsystem
2.0" nach dem Muster einer Bürgerversicherung
aufzubauen. "Alle Selbstständigen
und Beschäftigten werden die Pflicht haben,
sich gegen Arbeitslosigkeit, Krankheit,
für Pflege und Rente zu versichern."
Seine Idee: Kunden, die beispielsweise
über MyHammer einen Handwerker bestellen
und bezahlen, müssen künftig neben
dem Preis und der Mehrwertsteuer automatisch
auch Sozialbeiträge für den Handwerker
entrichten, die automatisch an die Sozialkassen
abgeführt werden. Das sei technisch
problemlos möglich, sagt Schneider.
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