[. . .]
Werner Eichhorst, Direktor
für Arbeitsmarktpolitik am Bonner Forschungsinstitut
zur Zukunft der Arbeit,
sagt, dass es "in einer Erwerbgesellschaft
westlicher Prägung essentiell ist, im Beruf
erfolgreich zu sein". Jedenfalls seitdem der
Mensch nicht mehr ums nackte Überleben
kämpft. Außerdem gelte: Je qualifizierter
ein Arbeitnehmer ist, desto mehr Optionen
hat er, sich weiterzuentwickeln - und desto
stärker optimiert er sich selbst, um diese
auch zu erreichen. Sprich: Er entwickelt extrem
viel Ehrgeiz im Beruf, was viele auch
mit Leidenschaft gleichsetzen.
Was Eichhorst aus Umfragen aber auch
weiß: Wenn Arbeitnehmer danach gefragt
werden, welche Faktoren darüber entscheiden,
ob sie mit ihrer Stelle zufrieden sind,
antworten sie selten zuerst, dass ihr Job
Spaß machen oder Sinn stiften muss. Für
die meisten stehen nach wie vor eine faire
Entlohnung sowie ein stabiles und sicheres
Arbeitsverhältnis in unbefristeten Verträgen im Vordergrund. Nur die wenigsten
bevorzugen die Selbständigkeit, die vielen
ja nach wie vor als Inbegriff der Selbstverwirklichung
gilt. Wichtig für ein gutes Gefühl
sind ihnen außerdem ein gutes Betriebsklima,
der Standort des Arbeitgebers
sowie eine gewisse Flexibilität in Sachen
Arbeitszeit und Einsatzort. Sprich: die Möglichkeit,
auch mal von zu Hause aus zu arbeiten,
später anzufangen oder eine längere
Mittagspause einzulegen, solange die vertraglich
vereinbarte Wochenstundenzahl erfüllt
wird. Das alles gelte auch für die derzeit
ins Arbeitsleben eintretende Generation
Y, sagt Eichhorst. Den zwischen 1980
und 1999 Geborenen wird gerne unterstellt,
Hierarchien abzulehnen und eine Karriere
regelrecht zu verweigern, wenn ihre Work-
Life-Balance unter zu viel Arbeit leiden
könnte.
[. . .]
Auch deshalb will Kitz der verbreiteten
Auffassung widersprechen, dass jeder für
seinen Beruf brennen sollte - weil Arbeitnehmer
zunächst von ihrem Beruf leben
können müssen. "Natürlich ist es toll, wenn
die Arbeit uns erfüllt", sagt er. "Vor allem
ist Arbeit aber der Tausch Zeit gegen Geld"
- und das haben in seinen Augen viele vergessen.
"Viele Arbeitnehmer wissen, dass
Arbeit nicht nur Spaß machen und der
Selbstverwirklichung dienen kann, sondern
vor allem dem bloßen Broterwerb dient",
sagt Werner Eichhorst dagegen. Allen anderen
rät er, ganz realistisch auf ihren Beruf
zu blicken und "das Glück ihres Lebens
nicht allein von der Arbeit abhängig zu machen".
Gut möglich, dass vielen unzufriedenen
Arbeitnehmern der Beruf dann auch
wieder mehr Spaß macht.
[. . .]
|