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Auch Hilmar Schneider, Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn, rechnet nicht mit einem baldigen
Ende des Beschäftigungsaufschwungs, auch wenn Unternehmen zunehmend über Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen berichten. Wie die Bundesagentur für Arbeit am Montag bekanntgab, erreichte ihr Stellenindex im Dezember den höchsten Stand seit seiner Einführung. Besonders hoch sei der Personalbedarf im Handel sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Ökonom Schneider sieht dennoch Spielraum:
"Beim Arbeitskräftepotential gibt es noch genügend Puffer in Form von Arbeitszeitausweitungen oder der Ausweitung der
Partizipationsrate." Das heißt, dass Teilzeitkräfte mehr arbeiten und Nichterwerbstätige aus bestimmten Gruppen wie Ältere oder Migranten eine Arbeit aufnehmen. Gefahr
droht laut Schneider, wenn die Politik etwa durch weitere Auflagen für die Zeitarbeit dem Arbeitsmarkt notwendige Flexibilität nimmt oder wie im Fall der Rente mit 63 Anreize für einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben setzt.
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Ähnlich sieht das Ratsmitglied Feld: "Berücksichtigt man nicht nur die gute Arbeitsmarktlage, sondern auch die Überschüsse, dann ist eine Senkung angebracht." Etwas vorsichtiger äußerte sich IZA-Direktor Schneider. Während ein zu geringer Finanzpuffer in Abschwungphasen zu einer Erhöhung der Beiträge und damit einer Verschärfung
der Probleme am Arbeitsmarkt beitrage, wecke ein zu großes Finanzpolster die Versuchungen der Politik, "die vorhandenen
Mittel für sachfremde Wohltaten zu verwenden". Deshalb könne man über Beitragssenkungen erst nachdenken, wenn das
finanzielle Polster größer sei als das, was man im Abschwung brauche. Aus dem Verwaltungsrat der Arbeitsagentur ist zu vernehmen, dass noch deutlich mehr als die bislang gesparten 11 Milliarden Euro nötig
seien, damit die Arbeitslosenversicherung ähnlich autonom durch künftige Krisen komme wie durch die Rezession 2008/2009.
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