Junge Italiener ohne Jobs

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18. August 2016, Stern

(Interview mit Werner Eichhorst)
 

Fast jeder dritte Italiener zwischen 20 und 24 Jahren ist weder erwerbstätig noch nimmt er an Bildungsmaßnahmen teil. Die Lage hat sich in den letzten zehn Jahren dramatisch verschärft. Wurde die Krise in Italien übersehen?

Dass ein hoher Anteil der jungen Bevölkerung von Bildungssystem und Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleibt, beobachten wir seit Jahren nicht nur in Krisenländern wie Spanien, Griechenland und Portugal. Auch in Italien ist das schon länger ein Problem, die anderen Länder standen nur stärker im Blick.

Wie ist diese Entwicklung zu erklären?

Als Folge der Wirtschaftskrise. Wir erleben in Italien seit 15 Jahren eine ökonomische Stagnation oder sogar Verschlechterung der Lage. Ausbildungsplätze fehlen, die in feste Arbeit führen, und ein rigider Kündigungsschutz mindert die Chancen für Berufseinsteiger. Junge, vor allem geringer Qualifizierte, finden kaum noch eine Festanstellung; sie schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch oder leben vom Geld der Eltern.

Was kann die Situation verbessern?

Eine Ausrichtung des Ausbildungssystems am Arbeitsmarkt und die Stärkung beruflicher Weiterbildung. Aber das braucht Zeit. Kurzfristig bleibt vielen jungen Italienern nur, ihre Heimat zu verlassen und dorthin zu gehen, wo es Arbeit gibt.


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

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