Fast jeder dritte Italiener zwischen 20 und 24 Jahren ist weder erwerbstätig noch
nimmt er an Bildungsmaßnahmen teil. Die
Lage hat sich in den letzten zehn Jahren
dramatisch verschärft. Wurde die Krise in
Italien übersehen?
Dass ein hoher Anteil der jungen Bevölkerung
von Bildungssystem und Arbeitsmarkt
ausgeschlossen bleibt, beobachten wir seit
Jahren nicht nur in Krisenländern wie Spanien,
Griechenland und Portugal. Auch in Italien
ist das schon länger ein Problem, die
anderen Länder standen nur stärker im
Blick.
Wie ist diese Entwicklung zu erklären?
Als Folge der Wirtschaftskrise. Wir erleben
in Italien seit 15 Jahren eine ökonomische
Stagnation oder sogar Verschlechterung der
Lage. Ausbildungsplätze fehlen, die in
feste Arbeit führen, und ein rigider Kündigungsschutz
mindert die Chancen für Berufseinsteiger.
Junge, vor allem geringer Qualifizierte,
finden kaum noch eine Festanstellung;
sie schlagen sich mit Gelegenheitsjobs
durch oder leben vom Geld der Eltern.
Was kann die Situation verbessern?
Eine Ausrichtung des Ausbildungssystems
am Arbeitsmarkt und die Stärkung beruflicher
Weiterbildung. Aber das braucht
Zeit. Kurzfristig bleibt vielen jungen Italienern
nur, ihre Heimat zu verlassen und dorthin
zu gehen, wo es Arbeit gibt.
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