Alexander Spermann, 53, ist ein Arbeitsmarktforscher,
der etwas bewegen
will. Das gelang dem Direktor für Arbeitsmarktpolitik
am Forschungsinstitut zur
Zukunft der Arbeit (IZA) bereits mit seiner
Habilitation, in der er 1999 ein "Einstiegsgeld
für Langzeitarbeitslose" forderte.
Dieses Einstiegsgeld gibt es noch heute.
Am Donnerstag stellt er bei einer IZA-Konferenz
in Berlin einen neuen Vorschlag vor
- ein Weiterbildungsgeld von monatlich
zehn Euro für jeden Neugeborenen.
Für den Forscher krankt Deutschlands Arbeitsmarktpolitik
daran, dass sie erst hilft,
"wenn der Schaden bereits eingetreten ist".
Nur wenn jemand Anspruch auf Arbeitslosengeld
hat, wird er in der Regel gefördert
oder qualifiziert. Dies sei aber viel "zu
spät". Nötig sei stattdessen eine frühkindliche
Bildung und ständige Weiterbildung.
Die seien die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit
und die beste Voraussetzung,
um im Zeitalter der Digitalisierung aus sterbenden
Branchen und Unternehmen in blühende
zu wechseln, weiß Spermann. Daran knüpft sich seine
Idee vom Weiterbildungsgeld, auf das jedes
Kind Anspruch haben soll: "Lebenslanges
Lernen beginnt mit der Geburt", sagt der
Forscher. Die zehn Euro, die mit dem Kindergeld
ausgezahlt werden sollen, könnten
Eltern deshalb frei für die Bildung und Weiterbildung
verwenden (etwa für Kinderbücher).
Sie müssten das aber bei ihrer
Steuererklärung nachweisen. Sonst verringerte
sich das Kindergeld im Folgejahr um
zehn Euro. "Bisher scheitert frühkindliche
Bildung häufig am nicht verfügbaren Budget
oder wie beim Bildungspaket an viel zu
komplizierten Verfahren", kritisiert der
IZA-Direktor. Spermann hat auch schon
ausgerechnet, was das Ganze kosten würde.
Gar nicht so viel: 2016 wären es unter 50
Millionen Euro. TÖ
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