FLÜCHTLINGE Experten zeigen Alternativen für Asylsuchende auf
VON ASTRID WIRTZ
Bonn. Die Staatenlenker in den Entwicklungsländern
dürften sich nicht auf die Migranten
und deren Überweisungen aus dem
Ausland verlassen. Sie müssten selber ihre
Hausaufgaben machen und das Leben für
die Menschen in ihren Herkunftsländern
verbessern. Thomas Silberhorn, Parlamentarischer
Staatssekretär im Ministerium für
Wirtschaftliche Zusammenarbeit, brachte
es auf den Punkt. Probleme wie Arbeitslosigkeit,
Unterbeschäftigung und Verelendung
in Teilen der Dritten Welt und deren
vielfältige Ursachen "lassen sich nicht
durch Migration lösen." Vor dem Hintergrund
von mehr als 50 Millionen Flüchtlingen
weltweit, der damit größten Migrations-
und Flüchtlingswelle seit dem Zweiten
Weltkrieg, ist die Suche nach Strategien
zur weltweiten Förderung von Beschäftigung
brisanter denn je.
Das Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft
der Arbeit (IZA) hatte gemeinsam
mit der Weltbank Wissenschaftler aus aller
Welt zu der jährlichen Fachkonferenz nach
Bonn eingeladen. Laura Thompson von der
Internationalen Migrationsorganisation
IOM in Genf plädierte stärker für eine Öffnung
legaler Wege nach Europa, um die illegale
Einwanderung zu stoppen.
Auch Klaus Zimmermann von der Universität
Bonn glaubt angesichts einer sich weiter
verstärkenden Migration nicht daran,
dass man die Grenzen letztlich verteidigen
könne. Er sprach sich für Angebote aus und
verwies darauf, dass Afrikaner gerne für
eine Zeit in Europa arbeiten würden, um
dann aber mit dem verdienten Geld und den
neu erworbenen Kenntnissen auch wieder
zurückzukehren. Ein Leben in Europa jedenfalls
wollten die meisten nicht.
Besonderer Schwerpunkt der Konferenz zu
"Beschäftigung und Entwicklung" war der
Einfluss der neuen Technologien, die es
auch für junge Menschen in den Entwicklungs-
und Schwellenländern zunehmend
einfacher machen könnten, von vor Ort ihr
Business zu betreiben, solange der Zugang
zu Internet und anderen strukturellen Voraussetzungen
gegeben sei. Investitionen in
diesen Bereich seien deshalb dringend geboten.
Gerade Afrika hat angesichts von 700
Millionen Handy-Nutzern dabei einen riesigen
Nachholbedarf.
Einig waren sich die Fachleute, dass es in
den aufstrebenden Staaten Asiens und auch
in den Entwicklungsländern nicht an qualifizierten
Uniabsolventen mangelt - dafür
aber in dramatischer Weise an passenden
Jobs für diese jungen Leute. Selbst Südkorea
beklagte kürzlich ein Überangebot an
Akademikern. Mangel herrsche aber an
handwerklich Ausgebildeten. Gerade da bemüht
sich das Entwicklungshilfeministerium,
Ausbildungshilfe zu leisten. Europa
müsse viel mehr vor Ort in Arbeit investieren,
sagte Silberhorn.
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