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"Gerecht ist in einer Marktwirtschaft erstmal
das, was der Markt zahlt", sekundiert
der Bonner Ökonomieprofessor Klaus F.
Zimmermann. In der Realität führe das allerdings
auch dazu, dass die gleiche Arbeit
unterschiedlich entlohnt wird: "Die Sekretärin
bei einem Handwerker verdient wesentlich
weniger als bei Siemens". Weil sie
aber vielleicht nicht umziehen will, um
mehr zu verdienen, nimmt sie den niedrigeren
Lohn hin. Zimmermann räumt auch ein,
dass sich an den Ergebnissen des Marktes
durchaus zweifeln lässt: "Wenn man schmutzige
Arbeit verrichtet, sollte man mehr bekommen.
Ist aber meistens nicht so. Das ist
ungerecht. Der Markt kann ungerecht sein."
Jobs wie Erzieher, Altenpfleger oder Polizisten
tauchen häufig in der Diskussion darüber
auf, ob die unterschiedlichen Löhne in
Deutschland eigentlich fair sind. Hierbei
gibt es ein wichtiges Merkmal: Anders als
bei einem Autowerker oder dessen Vorstandschef
zahlen die meisten Kunden nicht
direkt für die zumindest halbstaatlichen
Leistungen eines Altenpflegers oder Polizisten
- weshalb auch keine höhere Nachfrage,
wenn es sie denn geben würde, die Löhne
dieser Berufsgruppen nach oben treibt. Es
gibt in der Regel keine Gewinne, die sich
an die Mitarbeiter weitergeben lassen. Das
ist nur anders, wenn Eltern mehr für eine
private Kita bezahlen, was sich meist in höheren
Löhnen als in staatlichen Kitas niederschlägt.
Ökonom Zimmermann glaubt,
dass sich der öffentliche Applaus für die Erzieher
der staatlichen Kitas nur begrenzt in
ihrer Bezahlung ausdrücken wird: "Der
Staat hat es ja in der Hand, die Löhne zu erhöhen,
indem er höhere Steuern verlangt,
um das zu bezahlen. Die Sympathie für den
Streik ist nur solange da, solange der Bürger
nicht zahlen muss."
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