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Die Deutschen haben ihre Arbeitszeiten durch
Tarifverträge und die Hartz-Reformen flexibilisiert,
aber im Ganzen nicht wesentlich verlängert.
Bei guter Auftragslage schieben die Arbeitnehmer
schon mal Überstunden, die sie hinterher
auch wieder abfeiern. Und der Jahresurlaub
bleibt ohnehin sakrosankt in einem Land, das
nach wie vor zu den Weltmeistern beim Reisen
zählt.
"Dahinter steht eine gesellschaftliche Entscheidung
für moderate, flexible Arbeitszeiten", sagt
Werner Eichhorst vom Bonner Institut für die
Zukunft der Arbeit. Das Verhältnis von Gehalt
zu Freizeit sei hierzulande so günstig wie in keinem
anderen Land, mit anderen Worten: Man
kann in Deutschland mit relativ wenig Arbeit
vergleichsweise viel verdienen.
Dabei ist eines klar: Kurze Arbeitszeiten treiben,
bei vergleichbarem Jahresgehalt, die Kosten
für die Unternehmen erst mal in die Höhe.
Das muss aber kein Nachteil sein, wenigstens
nicht für alle Branchen. Ähnlich wie eine starke
Währung zwingen hohe Arbeitskosten zu höherer
Produktivität - und zu einer Konzentration
auf hochwertige Produkte, die bei anderen Anbietern
nicht zu haben sind. Die deutschen Exporterfolge
wurden durch langen Urlaub und frühen
Feierabend jedenfalls nicht beeinträchtigt.
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