Berlin/München (epd). An der Wand in der
Küche hängt der Familienkalender, mit vier
Spalten für Sohn, Tochter, Mutter und Vater.
Dienstreisen der berufstätigen Eltern werden rot
markiert, anders farbig alle Aktivitäten des
Nachwuchses: Kinder- oder Zahnarzttermine,
Sport- und Musikunterricht, Einladungen, wichtige
Klassenarbeiten. Nicht notiert, da unvorhersehbar,
sind: "Papa, ich habe schlimme Bauchweh,
ich kann nicht in die Schule!" oder "Mama,
hilfst Du mir? Ich schaff Mathe nicht alleine!"
Ach ja, und da wären noch die 13 Wochen
Schulferien und plus Brückentage, die müssten
auch dringend geplant werden. Irgendwann.
Wenn Zeit, Urlaubstage sowie das nötige Geld
für die Reisekasse übrig sind.
Es sind allerdings nicht die finanziellen Belastungen,
die vielen Eltern die größten Sorgen bereiten,
ergab eine vom Institut zur Zukunft der
Arbeit (IZA) im Januar veröffentlichte Studie.
Sie empfinden den durch die Kinderbetreuung
verursachten zeitlichen Stress als weit gravierender.
Das fanden der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler
Daniel S. Hamermesh
und seine australischen Kollegen Hielke Buddelmeyer
und Mark Wooden heraus: Sie analysierten
Daten des sozioökonomischen Panels
(SOEP) für Deutschland und des australischen
HILDA-Datensatzes für die Jahre 2001 bis
2012. "Die Ergebnisse in beiden Ländern sind erstaunlich
deckungsgleich", sagt Hamermesh.
Nicht nur das Kümmern um Babys und Kleinkinder
ist zeitintensiv, auch Schulkinder und Jugendliche
benötigen viel elterliche Zeit. Die Forscher
ermittelten sogar, dass Eltern, deren Kinder
bereits volljährig sind und einen eigenen
Haushalt gegründet haben, weiterhin neben einer
finanziellen eine zeitliche Mehrbelastung
verspüren. Das empfundene Stressniveau geht
zwar zurück, erreicht aber nicht den Wert, den
es vor der Geburt der Kinder hatte. Im Vergleich
zu kinderlosen Paaren bleibt es deutlich höher -
auch wenn die Lebenszufriedenheit das subjektive
Stressempfinden in aller Regel wieder ausgleicht.
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