BONN. Lob und Wertschätzung erhöhen die
Arbeitsleistung. Das belegt eine neue Veröffentlichung
des Forschungsinstituts zur Zukunft
der Arbeit (IZA) in Bonn. Doch überraschender
ist dabei eine zweite Erkenntnis: Wer mit immaterieller
Anerkennung haushaltet, erreicht offenbar
einen spürbar größeren Effekt.
Beschrieben wird ein Feldversuch mit gut 300
Studierenden. Für 25 Euro sollten diese drei
Stunden lang Umfrageergebnisse in den PC eingeben.
Je acht Studenten teilten sich einen
Raum, jeder arbeitete aber für sich allein. Nach
zwei Stunden wurden überraschend Dankeskarten
verteilt, vom Institutsleiter persönlich unterzeichnet.
Dabei variierten die Empfänger: In einigen
Gruppen erhielten alle die Anerkennung,
in anderen nur die drei bis dahin besten Datenerfasser,
in wieder anderen allein der Produktivste.
Danach wurde die Produktivität in der verbliebenen
Arbeitsstunde gemessen.
Das Ergebnis: Im Vergleich zur Kontrollgruppe
ohne Dankeskarten führte die Anerkennung stets
zu deutlichen Leistungssteigerungen von mindestens
fünf Prozent. Erhielten alle acht Studenten
eine Karte, waren sie anschließend 5,2 Prozent
produktiver. Die höchste Leistungssteigerung
(7,3 Prozent) gab es, wenn die drei besten Arbeitskräfte
ausgezeichnet wurden. Erhielt nur
der Beste eine Karte, stieg die Produktivität der
gesamten Gruppe um 5,6 Prozent.
Kurios: Stets waren es die nicht ausgezeichneten
Mitarbeiter, die sich besonders ins Zeug legten.
Sie erhöhten ihre Leistung im Schnitt um mehr
als zehn Prozent, die Belobigten bloß um 3,3
Prozent. Die IZA-Forscher vermuten, dass dahinter
das Bedürfnis nach Konformität mit der
gefühlten Arbeitsnorm der Gruppe steckt. Auch
das Gefühl geschuldeten Danks dürfte eine Rolle
spielen. Unerwartete Wertschätzung bei der
Arbeit erweist sich also als wirksames Mittel für
Führungskräfte, ihre Leute zu motivieren und
die Produktivität zu steigern. Es kommt aber
aufs rechte Maß an. (hos)
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