Bonn (epd). Der Arbeitsmarktforscher
Klaus Zimmermann appelliert an die Bundesregierung,
bei den Beratungen über eine leichtere
Abschiebung von Asylbewerbern aus Balkanländern
die besondere Situation von Roma nicht
aus dem Blick zu verlieren. In Serbien, Mazedonien
und Bosnien-Herzegowina seien die Lebens-
und Arbeitsbedingungen für Roma besonders
schlecht, sagte Zimmermann am Dienstag
in Bonn. Bundesinnenminister Thomas de Maizière
(CDU) hatte am Wochenende angekündigt,
Asylbewerber aus diesen drei Staaten künftig
schneller abschieben zu wollen. Über ein entsprechendes
Gesetz will das Kabinett an diesem
Mittwoch beraten.
Roma würden in ihren Herkunftsländern in Ausbildung
und Beruf diskriminiert und deutlich
schlechter bezahlt als ihre Arbeitskollegen, erklärte
Zimmermann, der Direktor des Instituts
zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn ist. Er
verwies auf eine IZA-Studie, die die Arbeitsmarktsituation
in zwölf Ländern in den Blick
nimmt, darunter Albanien, Bulgarien, Tschechien,
Serbien und Montenegro.
Die Bundesregierung müsse sich über asylpolitische
Fragen hinaus mit einem europaweiten
Konzept befassen, wie Roma besser in Wirtschaft
und Gesellschaft integriert werden könnten,
forderte Zimmermann. "Integrationsanstrengungen
sind nicht nur aus moralischen und ethischen
Gründen erforderlich, sie sind auch aus sozialen
und ökonomischen Gründen sinnvoll."
Mit dem geplanten Gesetz will de Maizière Serbien,
Mazedonien und Bosnien-Herzegowina als
sichere Herkunftsstaaten einstufen. Die Liste der
sicheren Herkunftsstaaten war Teil der grundlegenden
Asylrechtsänderung im Jahr 1993. Bislang
führt die Liste die EU-Mitgliedstaaten, Ghana
und Senegal auf.
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