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Doch seit sich in Amerika die Einkommen
von Arm und Reich in den vergangenen Jahren
immer weiter auseinanderentwickelt haben, haben
Ökonomen sich neu mit der Ungleichheit beschäftigt
- und im ersten Moment sieht es oft so
aus, als sei Ungleichheit viel schlimmer als bisher
angenommen. In den vergangenen Jahren
gab es oft die Überschrift zu lesen, Ungleichheit
schade dem Wohlstand eines Landes immer.
Doch jetzt wird deutlich: Man muss genauer hingucken
- zum Beispiel darauf, wie die Reichen
ihr Geld bekommen haben.
Das haben zwei amerikanische Forscher getan.
Jan Svejnar an der renommierten Columbia
University in New York zum Beispiel hat zusammen
mit seiner Kollegin Sutirtha Bagchi von der
University of Michigan die Superreichen der
Welt danach unterschieden, ob sie ihr Geld dank
politischer Verbindungen bekommen haben oder
ob sie es sich weitgehend ohne Hilfe erarbeitet
haben.
Dazu zogen sie die Liste des amerikanischen
Wirtschaftsmagazins "Forbes" heran, das jährlich
eine Liste der reichsten Milliardäre der Welt
und eine Schätzung ihrer Vermögen veröffentlicht.
Dann untersuchten sie die Medienberichte
über diese Milliardäre. Wenn die Medien berichten,
dass ein Milliardär besondere Zölle durchsetzen
konnte oder Firmen besonders billig kaufen
konnte, dann schrieben ihm die Forscher gute
politische Verbindungen zu. Solche Milliardäre
finden sich immer wieder in Entwicklungsländern
oder halb entwickelten Staaten.
Mit dieser einfachen Methode stellten die beiden
Forscher fest: Ein Land, in dem sich der
Reichtum auf wenige Milliardäre konzentriert,
schafft zwar im Durchschnitt weniger Wirtschaftswachstum
als andere - aber das gilt nur,
wenn diese Milliardäre ihr Vermögen politischer
Bevorzugung verdanken. Wenn das Vermögen
dagegen mehr auf eigener Leistung beruht, schadet
es dem Wachstum überhaupt nicht.
Bagchis und Svejnars Untersuchung deutet
darauf hin, dass der einfache Satz "Ungleiche
Vermögen drücken das Wirtschaftswachstum"
nicht stimmt. Wahrscheinlicher ist, dass Klüngelwirtschaft
dem Wohlstand schadet und gleichzeitig
auch ein paar reiche Leute hervorbringt.
Ähnlich sieht es mit den Einkommen aus,
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