Fünf Fragen an: Arbeitsmarktforscher Werner Eichhorst
Wir erleben gerade einen Wechsel der Einstellung
zur Arbeit im Alter, meint Werner Eichhorst,
Vizedirektor für Arbeitsmarktpolitik am
Institut zur Zukunft der Arbeit in Bonn. Mit
ihm sprach Stefan Kegel.
Herr Eichhorst, nach dem lautstarken Protest
gegen die Rente mit 67 mutet der Zuwachs
der Arbeit im Alter erstaunlich an,
oder?
Ja. Es scheint so zu sein, dass in der Praxis für
viele der Ruhestand doch nicht so attraktiv ist,
um mit 63 oder 65 gar nichts mehr zu tun. Es
wächst die Bereitschaft, weiterzuarbeiten und
Geld zu verdienen.
Welche Tätigkeiten üben denn die älteren
Minijobber aus?
Da gibt es strukturelle Unterschiede. Minijobs
sind sonst auf bestimmte Bereiche beschränkt:
Zeitungsaustragen etwa, oder Aushilfe in der
Gastronomie oder im Handel. Das sind Tätigkeiten,
die Ältere dann tatsächlich ausüben und die
sich von ihrem angestammten Tätigkeitsfeld
durchaus unterscheiden.
Ist das Lebenskonzept des Ruhestands ein
Auslaufmodell?
Was ein Auslaufmodell ist, ist eher die Fiktion,
dass alle Menschen ein einheitliches Renteneintrittsalter
haben sollen und dann an einem bestimmten
Stichtag aufhören zu arbeiten, von hundert
auf null. Das wird in der Praxis jetzt schon
flexibilisiert. Ich denke da zum Beispiel auch an
die Altersteilzeit. Man darf aber nicht vergessen,
dass der Anteil der arbeitenden Rentner im Vergleich
zur Gesamtzahl der Ruheständler noch immer
äußerst niedrig ist.
Viele, etwa im öffentlichen Dienst, sind gezwungen,
in einem bestimmten Alter mit der
Arbeit aufzuhören. Verschenkt man dort Arbeitskraft?
Alle, die aufhören müssen, aber gesundheitlich
nicht eingeschränkt sind und Interesse an ihrer
Arbeit haben, sollte man nicht davon abhalten
weiterzumachen. Das betrifft auch ihre bisherigen
Haupttätigkeiten. Da sind sie oft besser eingearbeitet
und produktiver als in Minijobs.
Ist der Aufschrei der Sozialverbände berechtigt,
dass vor allem drohende Altersarmut die
Rentner zur Arbeit zwingt?
Ich kann nicht erkennen, dass wir es hier überwiegend
mit einer Arbeitstätigkeit aus der Not
heraus zu tun haben. Wir wissen, dass die jetzige
Rentnergeneration nicht massiv von Altersarmut
betroffen ist. Das mag in zehn oder zwanzig
Jahren allerdings anders aussehen.
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