Fachkräftemangel behindert unsere wirtschaftliche Entwicklung und verursacht Arbeitslosigkeit. Dabei steht die Magelwirtschaft erst am
Anfang, denn die brenzlige Situarion wird sich allen Prognosen zufolge in den nächsten Jahrzehnten zunehmend verstärken. Da ist es
problematisch, dass wir die Mobilität von Hochschulabsolventen so fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Es bleibt dabei einerlei, ob
junge ostdeutsche Hochqualifizierte einen Arbeitsplatz im Westen suchen, deutsche Akademiker an die Forschungszentren im Ausland
flüchten oder ausländische Experten ins Land geholt werden sollen. Gemeinsam ist diesen empirischen Beobachtungen auch, dass wir zu
wenig über die Motivlage dieser Wanderungen wissen und ihre Größenordnungen anhand der amtlichen Statisktik nur schwer
nachzeichnen können. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hatte deshalb das Bonner IZA (Institut zur Zukunft der Arbeit) mit einer Studie über die
"Internationale Mobilität hochqualifizierter Arbeitskräfte" beauftragt, deren empirische Ergebnisse jetzt vorliegen. Dabei wurde mittels einer
neuen Datenerhebung die deutsche Situation im Vergleich mit der in europäischen Partnerländern untersucht. Nur wenige deutsche
Unternehmen beschäftigen ausländische Fachkräfte und ihr Anteil unter den Hochqualifizierten ist bei solchen Unternehmen klein, wenn
uch merklich. Die Praxis des Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisrechts ist dabei immer noch eine wesentliche Bürde.
Die Globalisierung treibt die Erwartungen bei den Unternehmen auf einen steigenden Fachkräftemangel. Die Befragung belegt aber auch,
dass hochqualifizierte ausländische Mitarbeiter eine zentrale Rolle im internationalen Diffusionsprozess des Wissens spielen und dass sie
die internationale Kompetenz der Unternehmen durch ihre Kenntnis von Sprachen und Absatzmärkten stärken. Hochkomplexe
Neuerungen lassen sich am besten durch den Import von Humankapital transportieren. Deutschland hat dabei einen Anwerbevorteil bei
osteuropäischen Experten.
Die Konsequenzen daraus sind einfach. Wir brauchen einen steigenden Anteil von ausländischen Hochqualifizierten im Land, um die
Anforderungen der Globalisierung zu erfüllen. Dazu müssen insbesondere die Forschungsstätten gestärkt werden. Deutschland muss sich
auf dem internationalen Arbeitsmarkt Reputationen verschaffen. Es lohnt sich aber auch, deutsche Fachkräfte zur Weiterqualifikation ins
Ausland zu schicken. Ihre Rückgewinnung ist letztlich einfacher als die dauerhafte Anbindung Nichtdeutscher. Denn Migration ist keine
Einbahnstraße. Arbeitsmigranten kehren letztendlich überwiegend in ihr Heimatland zurück. Deshalb liegt eine völlige Freigabe der
Arbeitserlaubnisse von ausländischen Hochschulabsolventen nahe.
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