Der Staat kann die Anschubfinanzierung leisten

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09. März 2005, DIE WELT

(Gastbeitrag von Dorothea Schäfer und Klaus F. Zimmermann)

Kapitalhilfen für junge High-Tech-Firmen sollten sich auf Forschungs- und Entwicklungsprojekte beschränken
 

Deutschland braucht Innovationen, aber ihre Finanzierung stößt auf Schwierigkeiten. Dem deutschen Finanzplatz ist es bisher nicht gelungen, die private Bereitstellung von Risikokapital nachhaltig zu sichern.

Zuletzt hat der private Beteiligungsmarkt sogar einen herben Rückschlag erlitten. Mit der Schließung des Neuen Marktes ist der lukrativste Weg verloren gegangen. Private-Equity- Fonds ziehen sich aus der wichtigen Frühphasenfinanzierung zurück. Basel II und die hohen Kreditausfälle der jüngsten Vergangenheit veranlassen zudem immer mehr Banken, Kredite vom Rating und den Besicherungsmöglichkeiten abhängig zu machen. Die schwindende Risikobereitschaft von Venture-Capital-Firmen und Banken trifft Unternehmensgründer und innovative Mittelständler ins Mark.

Die Bundesregierung setzt in dieser Situation auf einen sogenannten High-Tech-Masterplan. Kernstück ist ein Beteiligungskapitalfonds, der über einen Zeitraum von fünf Jahren bis zu 500 Mio. Euro investieren soll. Daneben betätigt sich ein Start-Fonds als Co-Investor direkt an jungen High-Tech-Unternehmen. Die Finanzierung erfolgt zum größten Teil aus Sondervermögen. Wegen der vielen Konkurrenzvorhaben sind jedoch Opportunitätskosten unvermeidbar. Insofern stellt sich die Frage, ob so der deutsche Risikokapitalmarkt nachhaltig zu stabilisieren ist.

Internationale Vergleiche zeigen, dass ein leistungsfähiger Markt für Risikokapital in der Tat staatliche Initialzündung benötigt. Allerdings darf dabei keine Subventionsmentalität entstehen. Es ist zu leicht, bei der Finanzierung von Innovationen auf Marktversagen zu verweisen und damit staatliche Förderzwänge zu begründen. Bei innovativen Neugründungen ist es für die Finanziers äußerst schwierig die betriebliche Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen. Eine Investition in ein innovatives Projekt betrifft in der Regel Forschung und Entwicklung und damit Humankapital.

Im Gegensatz zu Maschinen kann aber Humankapital gegenüber Banken nicht verpfändet werden. Unternehmen ohne hohe Eigenkapitalquote stoßen daher schnell an ihre Grenzen, wenn sie Forschung mit einem Bankkredit finanzieren möchten. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent lässt vermuten, dass eine stattliche Anzahl von innovativen Projekten in mittelständischen Unternehmen an der Finanzierung scheitert.

So leicht es aber fällt, Marktversagen zu konzedieren, so schwer ist es sicherzustellen, dass die staatlicherseits bereitgestellten Mittel auch tatsächlich den ihnen zugedachten Zweck erfüllen. Unrühmliche Beispiele aus anderen Bereichen etwa im Wohnungsbau sollten uns warnen. Mitnahmeeffekte und Verdrängen privater Investitionen durch staatliche sind bei einer Anbieterförderung kaum zu vermeiden. Um so wichtiger ist es, sie so gering wie möglich zu halten. Eine effiziente Förderstrategie sollte deshalb zuvorderst die Bereitstellung von Risikokapital sichern. Die Mittelvergabe ist demnach konsequent auf die Frühphasenfinanzierung und die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten in eigenkapitalschwachen mittelständischen Unternehmen zu beschränken.

Staatliche Förderung kann nur den Charakter einer Anschubfinanzierung haben, sie kann nicht den Rückzug der Privaten aus dem Hochrisiko-Segment der Innovationsfinanzierung kompensieren. Die Förderung muss die Voraussetzungen für die Rückkehr der privaten Kapitalgeber schaffen. Dazu muss sich der Markt als langfristig lukrativ erweisen. Ein rating-gestütztes Projektauswahlverfahren, strenge Qualitätskontrollen für Beteiligungsgeber und eine Entkopplung von Investitionsförderung und Betreuungsförderung sind unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgreiche Förderstrategie.

High-Tech-Neugründungen mangelt es häufig an wirtschaftlichem Sachverstand und den nötigen Kontakten. Ohne qualifizierte Betreuung und die Einbindung in ein funktionierendes Netzwerk sind sie zum Scheitern verurteilt. Es bietet sich an, Managementunterstützung und eigentliche Investition voneinander zu trennen und separat zu fördern.

Nur eine erfolgsorientierte direkte Entlohnung der Betreuungsleistung kann sicherstellen, dass sie in der gewünschten Weise erbracht wird. Ohnehin legen die Erfahrungen aus der Vergangenheit nahe, dass der wahre Engpass bei der Innovationsfinanzierung weniger die Liquidität als vielmehr das spezifische Betreuungs-Know-how der Investoren darstellt.


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

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