Ungleichheit schadet nicht

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March 23, 2014, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

(With reference to IZA DP No. 7733: Does Wealth Inequality Matter for Growth? The Effect of Billionaire Wealth, Income Distribution, and Poverty)

Bremst der Unterschied zwischen Arm und Reich das Wachstum? In Deutschland nicht
 

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Doch seit sich in Amerika die Einkommen von Arm und Reich in den vergangenen Jahren immer weiter auseinanderentwickelt haben, haben Ökonomen sich neu mit der Ungleichheit beschäftigt - und im ersten Moment sieht es oft so aus, als sei Ungleichheit viel schlimmer als bisher angenommen. In den vergangenen Jahren gab es oft die Überschrift zu lesen, Ungleichheit schade dem Wohlstand eines Landes immer. Doch jetzt wird deutlich: Man muss genauer hingucken - zum Beispiel darauf, wie die Reichen ihr Geld bekommen haben.

Das haben zwei amerikanische Forscher getan. Jan Svejnar an der renommierten Columbia University in New York zum Beispiel hat zusammen mit seiner Kollegin Sutirtha Bagchi von der University of Michigan die Superreichen der Welt danach unterschieden, ob sie ihr Geld dank politischer Verbindungen bekommen haben oder ob sie es sich weitgehend ohne Hilfe erarbeitet haben.

Dazu zogen sie die Liste des amerikanischen Wirtschaftsmagazins "Forbes" heran, das jährlich eine Liste der reichsten Milliardäre der Welt und eine Schätzung ihrer Vermögen veröffentlicht. Dann untersuchten sie die Medienberichte über diese Milliardäre. Wenn die Medien berichten, dass ein Milliardär besondere Zölle durchsetzen konnte oder Firmen besonders billig kaufen konnte, dann schrieben ihm die Forscher gute politische Verbindungen zu. Solche Milliardäre finden sich immer wieder in Entwicklungsländern oder halb entwickelten Staaten.

Mit dieser einfachen Methode stellten die beiden Forscher fest: Ein Land, in dem sich der Reichtum auf wenige Milliardäre konzentriert, schafft zwar im Durchschnitt weniger Wirtschaftswachstum als andere - aber das gilt nur, wenn diese Milliardäre ihr Vermögen politischer Bevorzugung verdanken. Wenn das Vermögen dagegen mehr auf eigener Leistung beruht, schadet es dem Wachstum überhaupt nicht.

Bagchis und Svejnars Untersuchung deutet darauf hin, dass der einfache Satz "Ungleiche Vermögen drücken das Wirtschaftswachstum" nicht stimmt. Wahrscheinlicher ist, dass Klüngelwirtschaft dem Wohlstand schadet und gleichzeitig auch ein paar reiche Leute hervorbringt. Ähnlich sieht es mit den Einkommen aus,

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Reprinted with permission.

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