IG Metall beschließt heute die Forderungen in der neuen Tarifrunde

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October 26, 2017, Ruhr Nachrichten

(Includes Interview with Werner Eichhorst)
 

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Arbeitszeit-Experte Werner Eichhorst vom Institut zur Zukunft der Arbeit sieht in den Forderungen die Lebens- und Arbeitswirklichkeit der Arbeitnehmerschaft.

Mit dem demografischen Wandel sieht er immer mehr unterschiedliche Arbeitszeitmodelle aufkommen, sagt er im Interview mit Thoralf Cleven.

Herr Eichhorst, die IG Metall fordert nicht nur mehr Geld, sondern auch die befristete 28-Stunden-Woche mit teilweisem Entgeltausgleich. Was halten Sie davon?

Bemerkenswert ist, dass die IG Metall mit Themen wie Rückkehrrecht in Vollzeit und Lohnausgleich nach vorn prescht. Die müssen ja eher politisch gelöst werden. Im Grunde können alle Beschäftigten von Situationen wie Pflegebedarf von Angehörigen oder Betreuungsbedarf von Kindern betroffen sein. Wenn das allein auf Ebene der Tarifverträge gelöst würde, müssten andere in die Röhre schauen.

Sind die Forderungen zeitgemäß?

Darin spiegelt sich die Lebens- und Arbeitswirklichkeit der Arbeitnehmerschaft. Für die Betriebe ist dies aber nicht unproblematisch. Arbeit intern für eine befristete Zeit anders zu organisieren, wird in großen Unternehmer besser zu lösen sein als in kleinen Firmen.

Ist die Vollzeitarbeit ein Auslaufmodell?

Nein, aber es wird immer mehr unterschiedliche Arbeitszeitmodelle geben, die die klassische Vollzeitarbeit ablösen oder zumindest abwandeln. Das hängt mit dem demografischen Wandel zusammen. Wir haben einen Mangel an Fachkräften, die dadurch heute mehr Macht gegenüber Arbeitgebern besitzen. Bislang nahmen die Möglichkeiten zur Individualisierung der Arbeitszeit eher Höherqualifizierte und gut Verdienende in Anspruch. Inzwischen steigt der Frauenanteil bei den Beschäftigten, sodass Familien, in denen beide Eltern verdienen, daran denken, seine oder ihre Arbeitszeit zu flexibilisieren.

Wird die Forderung der IG Metall Signalwirkung für andere Branchen haben?

Ich gehe davon aus. Das wird nun richtig Fahrt aufnehmen.

Haben auch Geringverdiener etwas von den Forderungen der IG Metall?

Für Geringqualifizierte oder Geringverdiener wird sich dadurch nichts verändern. Sie haben vielleicht die gleichen Nöte wie Facharbeiter, besitzen aber weniger Möglichkeiten zu verzichten. Logisch, dass hier der Hang zu individuellen Lösungen nicht sehr ausgeprägt ist.

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Reprinted with permission.

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