Arbeitnehmerfreizügigkeit - Kein Massenansturm

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April 18, 2011, ProFirma

(Interview mit Klaus F. Zimmermann)
 

Professor Klaus F. Zimmermann rechnet mit einer moderaten Zahl von Arbeitsmigranten aus Osteuropa - und eher wenigen Hochqualifizierten.

AUFGEZEICHNET VON MONIKA HOFMANN

Herr Professor Zimmermann, vom 1. Mai an gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit für Polen, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland und Litauen. Wie hoch schätzen Sie die Zahl der Migranten aus diesen Ländern?

Zimmermann: Nach seriösen Schätzungen kommen maximal 150.000 Zuwanderer pro Jahr nach Deutschland. Dies ist aber kein dramatischer Zuwachs, denn auch heute gibt es Zuwanderung von dort über andere Kanäle mit etwa 50.000 Personen jährlich. Das wird sich nach dem 1. Mai möglicherweise erst einmal verdoppeln, bewegt sich dann aber immer noch auf eher schwachem Niveau.

Welche Gründe hat das?

Zimmermann: Deutschland hat sich eben noch nicht als attraktives Zielland etabliert. Ob die Hochqualifizierten künftig verstärkt zu uns kommen, bezweifle ich deshalb. Außerdem wird ihre Arbeitskraft auch in ihrer Heimat mehr denn je - bei dort steigenden Löhnen - nachgefragt.

Welche Qualifikationen bringen die Osteuropäer mit?

Zimmermann: Das Qualifikationsniveau wird stark davon abhängen, inwieweit die deutschen Unternehmen aktiv qualifizierte Bewerber ansprechen, etwa indem sie vor Ort Informationsstellen schaffen, Eigenwerbung betreiben und Kooperationspartner suchen. Ohne solche Aktivitäten wird es sich voraussichtlich in der Mehrzahl um eher gering qualifizierte Migranten handeln.

Prof. Klaus F. Zimmermann leitet das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn.


Reprinted with permission.

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