Dem Niedriglohnsektor auf die Sprünge helfen

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November 15, 2001, Berliner Zeitung

(Gastbeitrag Klaus F. Zimmermann)
 

Es sind vor allem die Geringqualifizierten, die von erheblicher Arbeitslosigkeit betroffen sind. Dies wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Höchste Zeit also, um dieser Gruppe zu besseren Perspektiven zu verhelfen. Doch statt dessen berichtet die Bundesregierung in ihrem Zwischenbericht zur Erprobung von Niedriglohnmodellen lapidar über dürftige Resultate und stellt lediglich eine Ausweitung des vermeintlich "erfolgreicheren" Mainzer Modells in Aussicht. So geht nur wertvolle Zeit verloren. Dabei ist es grundsätzlich begrüßenswert, daß diese Versuche überhaupt stattfinden. Aber die "Enttäuschung" über die geringe Akzeptanz deutet auf ein fundamentales Mißverständnis über Arbeitsmarktpolitik und Experimente hin.


Zu kurz gedacht

Üblicherweise gilt in der Politik etwas als erfolgreich, wenn reichlich "Geld fließt". Da bei den Niedriglohnmodellen eine geringe Beteiligungsbereitschaft zu verzeichnen ist, wird deshalb vorschnell geschlossen, eine bundesweite Einführung der Modelle hätte keine Erfolgschancen.

Doch die Akzeptanz hängt damit zusammen, wie überzeugend und attraktiv das Programm gestaltet ist. So richtet sich das Saar-Modell vor allem an Langzeitarbeitslose, und die Unternehmer, die es nutzen sollen, schrecken vor seiner Bürokratie zurück. Sie greifen lieber auf andere Förderungen zurück. Das Mainzer Modell richtet sich dagegen an Alleinerziehende, Familien mit Kindern und will Teilzeitarbeit fördern. Der Verdacht kommt auf, daß hier zu kurz gedacht wird. Ein wirksames Instrument muß systematisch dadurch unterstützt werden, daß unwirksame alternative Förderungen unterbleiben und es alle Zielgruppen nutzen können. So ist die geplante Ausweitung des Mainzer Modells ein Kurzschluß aus der vermeintlich größeren Akzeptanz in den Experimenten.


Modellversuche

Denn die Nagelprobe ist das Wirkungsproblem: Gelingt es, die Arbeitslosen dauerhaft in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren? Das weiß man erst nach Jahren, und darüber sagen die Modellversuche bisher überhaupt nichts aus. Vieles spricht allerdings dafür, daß Lohnsubventionen für reguläre Beschäftigung dann besonders wirksam sind, wenn sie sich auf die Unternehmerseite konzentrieren. Angesichts der konjunkturellen Krise sollte dies jetzt flächendeckend angepackt werden.


Reprinted with permission.

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