Zehn Euro für jedes Neugeborene

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November 26, 2015, Süddeutsche Zeitung

(Report on policy proposal by Alexander Spermann)
 

Alexander Spermann, 53, ist ein Arbeitsmarktforscher, der etwas bewegen will. Das gelang dem Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) bereits mit seiner Habilitation, in der er 1999 ein "Einstiegsgeld für Langzeitarbeitslose" forderte. Dieses Einstiegsgeld gibt es noch heute. Am Donnerstag stellt er bei einer IZA-Konferenz in Berlin einen neuen Vorschlag vor - ein Weiterbildungsgeld von monatlich zehn Euro für jeden Neugeborenen.

Für den Forscher krankt Deutschlands Arbeitsmarktpolitik daran, dass sie erst hilft, "wenn der Schaden bereits eingetreten ist". Nur wenn jemand Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, wird er in der Regel gefördert oder qualifiziert. Dies sei aber viel "zu spät". Nötig sei stattdessen eine frühkindliche Bildung und ständige Weiterbildung. Die seien die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit und die beste Voraussetzung, um im Zeitalter der Digitalisierung aus sterbenden Branchen und Unternehmen in blühende zu wechseln, weiß Spermann. Daran knüpft sich seine Idee vom Weiterbildungsgeld, auf das jedes Kind Anspruch haben soll: "Lebenslanges Lernen beginnt mit der Geburt", sagt der Forscher. Die zehn Euro, die mit dem Kindergeld ausgezahlt werden sollen, könnten Eltern deshalb frei für die Bildung und Weiterbildung verwenden (etwa für Kinderbücher). Sie müssten das aber bei ihrer Steuererklärung nachweisen. Sonst verringerte sich das Kindergeld im Folgejahr um zehn Euro. "Bisher scheitert frühkindliche Bildung häufig am nicht verfügbaren Budget oder wie beim Bildungspaket an viel zu komplizierten Verfahren", kritisiert der IZA-Direktor. Spermann hat auch schon ausgerechnet, was das Ganze kosten würde. Gar nicht so viel: 2016 wären es unter 50 Millionen Euro. TÖ


Reprinted with permission.

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