Trauriges Jubiläum für die 35-Stunden-Woche

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January 31, 2015, Frankfurter Allgemeine Zeitung

(Op-ed by Werner Eichhorst)

Niemand will in Frankreich die Einführung vor 15 Jahren feiern. Die Freude über die verkürzte Arbeitszeit ist der Erkenntnis gewichen, dass Staat und Arbeitgeber an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen.
 

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So sprechen die Statistiken über die Jahresarbeitszeit eine klare Sprache: Die französischen Vollzeitbeschäftigten arbeiten deutlich weniger als ihre Nachbarn. Nur unter Einbeziehung der in Frankreich weniger verbreiteten Teilzeitarbeit bessert sich das Bild. Die arbeitgebernahe Beratungsgesellschaft COE-Rexecode kam im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass die französischen Vollzeitbeschäftigten jährlich nur 1661 Stunden arbeiten. "Das sind 133 Stunden oder dreieinhalb Wochen weniger als die Deutschen", sagt die Autorin der Studie, Amandine Brun- Schamme. Nur Finnland kommt in Europa auf einen geringeren Wert. "Weniger als 40 Stunden als typischer Wochenarbeitszeit gibt es in Europa kaum noch", sagt auch Werner Eichhorst, Forscher am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Anders als die französischen Arbeiter kommen die Angestellten meist auf mehr als 35 Stunden Wochenarbeitszeit, doch dafür erhalten sie großzügige Ausgleichstage. Ein Angestellter des Energiekonzerns EdF etwa genießt heute 27 Urlaubstage plus 23 Ausgleichstage. Die Zahl der Ausgleichstage kann sogar auf 32 steigen.

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