Sie ist dann mal weg

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16. August 2019, Frankfurter Allgemeine WOCHE

(Mit Bezug auf IZA Discussion Paper No. 12306 The Gender Promotion Gap: Evidence from Central Banking)
 

Sie ist dann mal weg

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Wie das geht, hat die Europäische Zentralbank (EZB) in Ansätzen gezeigt. Wissenschaftler des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit haben über einen Zeitraum von 14 Jahren, von 2003 bis 2017, die Karriereverläufe von Männern und Frauen in der EZB verglichen. Interessant sind die Ergebnisse vor allem, weil das Institut 2010 eine neue Diversitätsstrategie verkündete, um mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen. Vorher sahen die Wissenschaftler eine sogenannte „Promotion Gap“, was bedeutet: In eine höhere Gehaltsgruppe befördert zu werden war für Frauen signifikant unwahrscheinlicher. Die Lücke verschwand, als die EZB mit Programmen und Richtlinien aktiv gegensteuerte. Frauen hatten sich seltener und später um eine Beförderung beworben. Wenn sie das doch tun, dann stehen ihre Chancen aber gut, die Stelle auch zu bekommen.

Weil sie einen „Frauenbonus“ bekommen, also „positiv diskriminiert“ werden? Die Wissenschaftler fanden keine Beweise für die These. Vielmehr entwickelte sich die Vergütung nach der Beförderung besser als bei den Männern. Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Gezählt hat vor allem die Leistung, die sich später buchstäblich bezahlt macht. Im Schnitt sind die Bewerberinnen nämlich erfahrener (weil sie sich später bewerben) und gehören oft zu den Leistungsträgern ihrer Abteilungen. Bis in die Führungsriege der EZB ist die offenbar gute Personalpolitik im Mittelbau aber noch nicht vorgedrungen: Unter den 30 Mitgliedern des Erweiterten Rats gibt es nur eine Chefin.


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

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