Ultimative Freiheit oder Dauerstress?

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28. November 2017, Süddeutsche Zeitung - Plan W

(Mit Stellungnahme von Annabelle Krause)
 

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Für andere ist genau das der Albtraum. "Es wünschen sich nicht alle mehr Flexibilität und Verantwortung", sagt Annabelle Krause vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit. Arbeitspsychologische Studien zeigen, dass viele Menschen feste Strukturen und den sozialen Austausch mit Kollegen brauchen. "Mobiles Arbeiten fordert zudem ein hohes Maß an Selbstorganisation, Disziplin und Koordination von Beruf und Privatem. Viele empfinden das als zusätzlichen Stress", sagt Krause. Das Digitalnomadentum im Speziellen ist ein noch weitgehend unerforschtes Phänomen, aber es gibt einige Untersuchungen zu orts- und zeitunabhängigem Arbeiten bei Angestellten. "Etwa ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland ist bei Arbeitszeit und -ort flexibel und damit zufrieden. Die Hälfte ist nicht flexibel, aber damit auch zufrieden. Nur beim verbleibenden Viertel herrscht eine Diskrepanz: Sie sind mit ihrer Arbeitsform unzufrieden, wünschen sich also mehr oder auch weniger Flexibilität", sagt Krause. Deswegen glaube sie, dass die Zahl derer, die völlig orts- und zeitungebunden arbeiten, zwar noch steigen werde, aber nur in Maßen. Und ohnehin gibt es zwischen der Fremdbestimmung einer Stechuhr im Großkonzern und dem Laptop im Handgepäck schließlich noch zig Abstufungen; vom selbstbestimmten Pendeln zwischen Zweitwohnsitz und Firma über geteilte Stellen bis hin zu projektbezogenem Arbeiten für wechselnde Auftraggeber. Es muss nicht gleich Indonesien sein, und Freiheit ist etwas subjektives. "Das ist eine Typfrage. Und oft eine Lebensphase, die meisten Digitalnomaden sind jung, bei der Familiengründung ändern sich die Prioritäten häufig", sagt Krause.

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Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

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