Deutsche Muße

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05. April 2015, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

(Mit Stellungnahme von Werner Eichhorst)

In Deutschland ist die Arbeitszeit kürzer und der Urlaub länger als in Amerika. So was macht auch Stress.
 

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Die Deutschen haben ihre Arbeitszeiten durch Tarifverträge und die Hartz-Reformen flexibilisiert, aber im Ganzen nicht wesentlich verlängert. Bei guter Auftragslage schieben die Arbeitnehmer schon mal Überstunden, die sie hinterher auch wieder abfeiern. Und der Jahresurlaub bleibt ohnehin sakrosankt in einem Land, das nach wie vor zu den Weltmeistern beim Reisen zählt.

"Dahinter steht eine gesellschaftliche Entscheidung für moderate, flexible Arbeitszeiten", sagt Werner Eichhorst vom Bonner Institut für die Zukunft der Arbeit. Das Verhältnis von Gehalt zu Freizeit sei hierzulande so günstig wie in keinem anderen Land, mit anderen Worten: Man kann in Deutschland mit relativ wenig Arbeit vergleichsweise viel verdienen.

Dabei ist eines klar: Kurze Arbeitszeiten treiben, bei vergleichbarem Jahresgehalt, die Kosten für die Unternehmen erst mal in die Höhe. Das muss aber kein Nachteil sein, wenigstens nicht für alle Branchen. Ähnlich wie eine starke Währung zwingen hohe Arbeitskosten zu höherer Produktivität - und zu einer Konzentration auf hochwertige Produkte, die bei anderen Anbietern nicht zu haben sind. Die deutschen Exporterfolge wurden durch langen Urlaub und frühen Feierabend jedenfalls nicht beeinträchtigt.

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Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

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