Kaffeefahrt zum Job

Logo
10. Februar 2015, Zeit Campus

(Mit Stellungnahme von Werner Eichhorst)

Auf einer Busreise durch die hessische Provinz buhlen IT-Firmen um die Gunst von Studenten. Sieht so die Zukunft des Arbeitsmarkts aus?
 

Er streicht das blonde Haar nach hinten, wischt noch schnell das Hemd glatt, dann kann es losgehen: David Kaufmann, 26, Masterstudent der Informatik, ist bereit für das Bewerbungsgespräch. "Guten Tag", sagt er zu dem technischen Leiter der Concat AG aus der hessischen Stadt Bensheim, der gegenüber von ihm Platz nimmt. "Ich begrüße Sie ganz herzlich." Dann beginnt er, den älteren Mann zu löchern. Was sind Ihre Schwächen? Wieso sollte ich mich für Sie entscheiden? Wie ist das Arbeitsklima bei Ihnen? "Ich werde mich bei Ihnen melden", sagt Kaufmann am Ende des Gesprächs.

Das Vorstellungsgespräch von David Kaufmann ist nur ein Spiel, das er mit seinem Chef bei einem Bewerber-Event aufführt. Kaufmann ist Werkstudent bei der Concat AG, nach dem Studium wird er mit einer vollen Stelle bei dem mittelständischen Unternehmen einsteigen. Er muss also nicht mehr überzeugt werden. Aber mit seiner kleinen Theatervorführung will er seinen Kommilitonen zeigen, wie die Bewerbungsgespräche der Zukunft aussehen könnten. "Arbeit ist ein Geben und Nehmen", sagt David Kaufmann, "wer mich will, muss mir etwas bieten."

Wer heute von der Uni kommt und den richtigen Abschluss in der Tasche hat, der kann sich einen Job aussuchen, sagen manche Ökonomen. Das hat demografische Gründe: Nur elf Prozent der Bevölkerung in Deutschland wurden in den achtziger Jahren geboren, verglichen mit 17 Prozent in den sechziger Jahren. Gehen die Alten in Rente, dann werden mehr Arbeitsplätze frei, als die Jungen besetzen können. So argumentiert Werner Eichhorst vom Institut zur Zukunft der Arbeit in Bonn. Er sagt: "Die Firmen müssen in einzelnen Branchen und Regionen umdenken und sich bei ihren künftigen Mitarbeitern bewerben."

[ . . . ]


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

Back