Arbeitsmarktexperte: Zeitarbeit wird teurer

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22. September 2012, General-Anzeiger Bonn

(Mit Bericht über IZA-Expertenpanel bei der EALE-Konferenz 2012)

Jahreskonferenz der Arbeitsökonomen in Bonn
 

BONN. Rund eine Million der etwa 41 Millionen Beschäftigten in Deutschland sind in der Zeitarbeitsbranche beschäftigt. "Damit wird der Sättigungspunkt bald erreicht sein", sagt Hilmar Schneider, Direktor Arbeitsmarktpolitik beim Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Denn im Zuge des etwa für die Metallindustrie ausgehandelten Prinzips der schrittweisen Angleichung des Lohns für Leiharbeiter an den der Stammbelegschaft werde Zeitarbeit immer teurer. Weil der Bedarf in der Wirtschaft aber weiter zunehme, auf Konjunkturveränderungen flexibel reagieren zu können, würden auch künftig Flexibilisierungsinstrumente benötigt. Schneider äußerte sich gestern bei einer Diskussion im Rahmen der Jahreskonferenz der Gesellschaft europäischer Arbeitsökonomen (EALE) in Bonn, bei der heute der traditionelle IZA-Prize an den britischen Spitzenökonom Richard Blundell verliehen wird. Dass Zeitarbeit selbst von Branchenvertretern nur vorübergehend als Perspektive für Beschäftigte gesehen wird, hob Alexander Spermann vom Marktführer Randstad hervor. Sie könne etwa als Einstieg in den Beruf dienen oder als Chance, nach der Elternphase wieder einzusteigen. Rund neun Monate seien Menschen im Schnitt als Leiharbeiter tätig und wechselten dabei oft noch den Kunden. Dass regulär Beschäftigte dadurch verdrängt würden, das schließe insofern schon "der gesunde Menschenverstand" aus, meinte Spermann. Arbeitsmarktexperten sprechen immer wieder davon, dass die Etablierung der Zeitarbeit im Rahmen der Hartz-Reformen mit dafür gesorgt hat, dass die Wirtschaftskrise in Deutschland zu weit weniger Problemen auf dem Arbeitsmarkt führte als in anderen Ländern, andererseits aber sehr viel mehr Arbeitsverhältnisse mit niedrigen Löhnen brachte. Seit Anfang des Jahres gelten Mindestlöhne für Leiharbeiter von 8,19 Euro im Westen und 7,50 Euro im Osten Deutschlands.


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

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