IZA Tower Talk - Berichte

Logo

Warnung vor Scheinlösungen in der Sozialen Sicherung: IZA Tower Talk mit Bert Rürup

Auf Einladung des IZA referierte der Leiter der "Kommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme", Bert Rürup, am 21. Januar 2004 im IZA Tower Talk und stellte sich der Diskussion mit Hilmar Schneider, IZA-Direktor für Arbeitsmarktpolitik.


Rürup
Bert Rürup warnte eindringlich vor Scheinlösungen zur Reform der Sozialen Sicherung. So seien weder das Konzept der Bürgerversicherung unter Einbezug von Beamten und Selbständigen noch das Modell einer steuerfinanzierten Grundrente in der Lage, den Problemen auf dem Gebiet der Alterssicherung wirksam zu begegnen. Statt eines radikalen Systemwechsels plädierte der Ökonom für eine nachhaltig wirksame Reform des umlagefinanzierten Rentensystems mit dem Ziel einer effektiven Dämpfung des Beitragsanstiegs bei einer gleichzeitigen stufenweisen Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. In diesem Zusammenhang äußerte Rürup deutliche Kritik an der vom Gesetzgeber beschlossenen Rentenreform, die nicht den Mut aufgebracht habe, neben einem Nachhaltigkeitsfaktor auch den Einstieg in die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters zu wagen. Damit werde die Wirkung der Rentenreform von vornherein begrenzt. "Sichere Renten gibt es nicht", so Rürup; vielmehr müsse das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass die umlagefinanzierte Rente sich in Zukunft noch deutlicher von einem lebensstandardsichernden Niveau entfernen werde, mithin also der Ergänzung durch kapitalgedeckte Zusatzvorsorge bedürfe. Hier sei der Gesetzgeber zu lange untätig geblieben.


Rürup, Schneider
Eine kritische Bilanz zog Rürup auch zu den Bemühungen der Politik zur Reform des Gesundheitssystems. Zwar sei die Annahme einer Kostenexplosion empirisch nicht zu belegen, aber die Verknüpfung von Gesundheits- und Arbeitskosten entwickle sich zunehmend zur Wachstumsbremse und müsse deshalb aufgegeben werden. Rürup forderte in diesem Zusammenhang nachdrücklich die Einführung von Gesundheitsprämien. Dies sei das einer Bürgerversicherung ökonomisch weit überlegene Konzept. Die jetzt implementierte Reform greife ungeachtet ihres richtigen Ansatzes in jedem Fall noch zu kurz; eine neue Reform in nicht allzu ferner Zukunft sei unausweichlich. Sie müsse dafür sorgen, dass sich der Wachstumssektor Gesundheitswesen besser entfalten könne und damit einen Beitrag zu mehr Beschäftigung leiste.
 
Lesen Sie hierzu auch die Berichterstattung im Bonner General-Anzeiger vom 23. Januar 2004:
[Artikel zum Tower Talk] [Interview mit Bert Rürup]

 

© IZA  Impressum  Letzte Aktualisierung: 26.02.2024  webmaster@iza.org    |   Bookmark this page    |   Print View