IZA Tower Talk - Report

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Generationen und Integration - Zukunftsaufgaben der Politik
NRW-Minister Armin Laschet Gast im IZA Tower Talk

Armin Laschet
Am 9. Mai 2007 referierte Armin Laschet (CDU), Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, im Rahmen der Veranstaltungsreihe IZA Tower Talk. Das von Laschet geführte Ministerium ist das bundesweit erste, das mit den demographisch bedingten Gewichtsverschiebungen zwischen der jüngeren und älteren Generation, der künftigen Familienförderung sowie der Integration von Zuwanderern zentrale Zukunftsfragen bündelt. Laschet wies auf die erhebliche Tragweite der gesellschaftlichen Alterung hin, die vom Ausbleiben junger Fachkräfte und ökonomischen Dynamikverlusten bis hin zu massiven Kräfteverschiebungen im Gefüge der demokratischen Entscheidungsfindung reiche. Durch politische Reformen müsse beispielsweise vorausschauend sichergestellt werden, dass Familien und junge Menschen in Zukunft trotz ihres schwindenden Anteils an der Gesamtbevölkerung noch eine „Lobby“ fänden. Zugleich bedürfe der Umstand, dass die steigende Lebenserwartung den Menschen auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben statistisch mehr als zwei Jahrzehnte für individuelle Lebensgestaltung und Konsum biete, einer gesteigerten Aufmerksamkeit. Die alternde Bevölkerung werde nicht allein länger aktiv am gesellschaftlichen Leben partizipieren wollen, sondern zusehends zum bedeutsamen Wirtschaftsfaktor, betonte Laschet: „Die Produzenten von Kinderspielzeug werden in Zukunft mit schrumpfenden Märkten leben müssen, während die Unternehmen, die spezifische Produkte und Dienstleistungen für die alte Generation entwickeln, hervorragende Marktchancen haben werden“.
Laschet verwies angesichts des absehbaren Unterangebots an qualifizierten Arbeitskräften auf die Vordringlichkeit von Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie auf die Notwendigkeit einer aktiven Auswahl von Immigranten unter ökonomischem Vorzeichen. Die bisherigen zuwanderungsgesetzlichen Maßnahmen reichten nicht aus, da sie bislang nur zu einer quantitativ kaum nennenswerten Zuwanderung von Hochqualifizierten geführt hätten: „Die Eliten der Welt kommen bislang nicht zu uns“. Hier sei der Abbau von Hürden sinnvoll, um dem einheimischen Arbeitsmarkt Impulse zu geben.
Laschet und Schneider
Besonderen Stellenwert räumte Laschet darüber hinaus der künftigen Bildungspolitik ein. Hier müsse es insbesondere darum gehen, das vorhandene Potenzial durch gezieltere Maßnahmen gerade im frühkindlichen Bereich besser auszuschöpfen. Als konkrete Beispiele für Politikinitiativen nannte Laschet in diesem Zusammenhang den Vorstoß Nordrhein-Westfalens zum obligatorischen Sprachtest für alle Vierjährigen, um auf diese Weise Defizite beim Erwerb der deutschen Sprache bei ausländischen wie auch deutschen Kindern aufzeigen und frühzeitig durch entsprechende Förderung beseitigen zu können. Ebenso wichtig, wenngleich von weit weniger Erfolgsaussichten begleitet, seien Qualifizierungsangebote für Jugendliche ohne Schulabschluss. Mit Hilmar Schneider, IZA-Direktor für Arbeitsmarktpolitik, war sich Laschet einig in der - an ein Zitat Giuseppe Tomasi di Lampedusas angelehnten - Diagnose des fundamentalen gesellschaftspolitischen Handlungsbedarfs: „Wenn wir wollen dass alles so bleibt wie es ist, müssen wir zulassen das sich alles verändert“.