IZA Tower Talk - Bericht

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Bischof Reinhard Marx: Soziale Marktwirtschaft nach ethischen Grundsätzen

Bischof Reinhard Marx
Vor über 300 geladenen Gästen referierte der Trierer Bischof Reinhard Marx am 25. Januar 2007 als Gastredner des 16. IZA Tower Talk über das Verhältnis von Arbeit und Kapital in Zeiten der Globalisierung. Marx – Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Bischofskonferenz – stellte in seiner Rede die Grundpositionen der katholischen Soziallehre dar und erläuterte, dass "Freiheit in Verantwortung“ das Ziel des Wirtschaftens sein müsse. Dementsprechend erteilte der Bischof auch jeglicher Form von Kollektivismus eine Absage und entwarf vor den Zuhörern sein Bild einer "sozialen Marktwirtschaft nach ethischen Grundsätzen“. Diese müsse sich sehr wohl an einem (Welt-)Gemeinwohl orientieren. Marx warnte davor, den methodologischen Individualismus der Wirtschaftswissenschaften – in Form des 'homo oeconomicus' – zum allein gültigen Menschen- und Weltbild zu erheben, und sah Politik und Wirtschaft in der Verantwortung, einen "von allen Rahmenbedingungen gelösten Kapitalismus" zu verhindern.

Marx kritisierte in diesem Zusammenhang erkennbare Tendenzen zu einer "rent-seeking society“, in der Profitstreben und kurzfristige Gewinnmaximierung die obersten Maximen seien. Kapitalismus und Marktwirtschaft würden erst durch einen verbindlichen, allgemein akzeptierten Rechtsrahmen ethisch vertretbar, betonte Marx. Auch die katholische Soziallehre bekenne sich ausdrücklich zur Marktwirtschaft, jedoch sei "der materielle Wohlstand der Menschen nicht das einzige Ziel“. Wettbewerb müsse als Mittel und nicht als Selbstzweck verstanden werden. Die Marktwirtschaft benötige ein langfristiges Moment der Verlässlichkeit und einen staatlichen Rahmen, um das Vertrauen der Menschen zu stärken.

Wie ein solcher Rechtsrahmen im Zeitalter der Globalisierung aussehen könnte, war auch Gegenstand der anschließenden, lebhaften Diskussionsrunde mit Hilmar Schneider, IZA-Direktor Arbeitsmarktpolitik. Auf globaler Ebene, so Bischof Marx, könne insbesondere die Welthandelsorganisation WTO dazu beitragen, eine Rahmenordnung zu entwickeln, die "menschenunwürdige Arbeitsbedingungen“ verhindern könne und Mindeststandards beherzige.