IZA Tower Talk - Report

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Auf dem Weg zur Servicekultur? Telekomchef Kai-Uwe Ricke zu Gast im IZA Tower Talk

Kai-Uwe Ricke
Vor Rekordkulisse referierte am 1. Februar der Vorstandsvorsitzende der Deutsche Telekom, Kai-Uwe Ricke, im IZA Tower Talk zum Thema „Innovationen für Märkte von morgen - wie Technologie- und Personalmanagement im Zeitalter der Globalisierung zusammenwirken müssen“. Die zentrale Herausforderung für die Telekommunikationsbranche bestehe in näherer Zukunft darin, so Ricke, sich von zusehends überlebten, rein technologieorientierten Geschäftsmodellen hin zum Angebot „kundennaher multimedialer Dienstleistungspakete“ zu bewegen. Für einen vormals technologiebestimmten Markt entstehe die zwingende Notwendigkeit, sich zu einem Dienstleistungsmarkt weiterzuentwickeln, auf dem nicht mehr nur technische Qualität, sondern vor allem auch Service und Flexibilität zählen. Für die Marktanbieter bedeute dies nichts anderes, als über die technischen Voraussetzungen des Zugangs zu Telefon- und Datennetzen hinaus maßgeschneiderte Angebote entsprechend der sich wandelnden Kundenbedürfnisse anbieten zu müssen.
Die Deutsche Telekom sei bestrebt, an die Spitze dieser Entwicklung zu treten. Deshalb müsse das Unternehmen bei der Umsetzung von Innovationen in neue Produkte und Dienstleistungen deutlich an Geschwindigkeit gewinnen. In einem Markt, der ohnehin bereits über besonders kurze Produktzyklen verfüge, bedeute dies eine nochmalige Tempoverschärfung. Dem könne sich auch das Personalmanagement der Deutschen Telekom angesichts der erheblichen, durch Regulierungsauflagen noch zuungunsten des Unternehmens erhöhten Wettbewerbsdrucks nicht entziehen. Die Errichtung neuer Hochgeschwindigkeitsnetzwerke bringe einerseits neue Beschäftigungschancen für hochqualifizierte Arbeitskräfte mit sich. Gleichzeitig jedoch führe der immer dynamischere technische Fortschritt in vielen Geschäftsfeldern zum Wegfall ganzer Tätigkeitsbereiche von Mitarbeitern und völlig veränderten Anforderungsprofilen für diejenigen Beschäftigten, die nicht vom unvermeidlichen Stellenabbau betroffen seien. Der Telekom-Chef warb um Verständnis für die angekündigte Personalreduzierung von über 30.000 Stellen. Ein Teil der Beschäftigten werde durch durch den Verkauf von Betriebssparten der Telekom zu anderen Unternehmen wechseln können. Zugleich bezifferte Ricke die Zahl der beabsichtigten Neueinstellungen in anderen Unternehmenssegmenten mit zunächst 6.000. Das „Gesicht“ des gesamten Unternehmens werde sich im Zuge von Personalaustausch und gewollter, die Leistungsfähigkeit stimulierender betriebsinterner Konkurrenz von Unternehmensbereichen zusehends verändern.
Ricke im Gespräch mit Schneider







Im Verlauf der Diskussion mit Hilmar Schneider (IZA-Direktor Arbeitsmarktpolitik) und dem Publikum unterstrich Kai-Uwe Ricke die Handlungszwänge, denen die Telekommunikationsbranche insgesamt, vor allem aber die Deutsche Telekom, aufgrund der sich wandelnden Marktbedingungen ausgesetzt sei. Es gebe keine Alternativen zum eingeschlagenen Modernisierungskurs; auch umfassende Weiterbildungsstrategien böten keinen Ausweg aus der durch Wettbewerbs- und Technologiedruck ausgelösten Beschäftigungskrise in einzelnen Unternehmensfeldern. Sich den anstehenden Aufgaben heute zu entziehen und vor dem Umbauprozess zurückzuschrecken, bedeute, morgen die Zeche für die Versäumnisse in Form weit einschneidender Maßnahmen zahlen zu müssen. Im Zusammenhang mit der Restrukturierung müsse sich gerade die Deutsche Telekom aber auch den schon allein aus der Ankündigung von Maßnahmen zum Personalabbau resultierenden Motivationsproblemen ihrer Beschäftigten zuwenden. Das Unternehmen habe nicht nur einen erkennbaren Nachholbedarf hinsichtlich der Servicequalität, sondern bedürfe auch verstärkter Anstrengungen zur Schaffung einer Unternehmenskultur, „in der die Mitarbeiter stolz auf das T sind“. Technologie- und Personalmanagement müssten ineinander greifen, um den „massiven“ Herausforderungen gerecht werden zu können.